6. Material Handling Symposium
Die gesamte Prozesskette optimierenUnter dem Motto „Leading logistics – innovative Lösungen von heute für die Logistik von morgen“ fand am 14. September 2017 das Material Handling Symposium in Aschaffenburg statt. Im Fokus standen Fragen zur Zukunftsfähigkeit der Logistik: Wie sehen praxisgerechte Lösungen für die Digitalisierung und Automatisierung aus? Was bedeutet das für die Optimierung der Materialflusskette? Wie kann dabei die Sicherheit gewährleistet werden? Sowohl Vertreter von Linde als auch externe Referenten konnten den rund 200 Teilnehmern diese und weitere Fragen beantworten.
Das Symposium eröffnete Andreas Krinninger, Vorsitzender der Geschäftsführung und CFO von Linde Material Handling, mit der Frage, wie ein effizienterer Warenumschlag zum Wettbewerbsvorteil werden kann – auch wenn in Zukunft zum Beispiel individualisierte Produkte die Logistik weiter fordern werden. Seine Prognose lautete: Geschwindigkeit, Wirtschaftlichkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit werden als spezifische Anforderungen für den Warenumschlag weiter an Relevanz gewinnen.
Trotz der hohen Komplexität möchte der Kunde nicht lange auf sein Produkt warten, daher muss der Warenumschlag dynamisch sein – und die gesamte Prozesskette optimiert werden.
Andreas Krinninger, Vorsitzender der Geschäftsführung & CFO, Linde Material Handling
Die Zukunft der Intralogistik stellte auch Markus Schmermund, Vice President Intralogistic Solutions, in den Mittelpunkt seines Vortrags. Sein Fokus lag auf drei Megatrends - Digitalisierung, autonomes Fahren, Robotik - und die daraus folgenden Konsequenzen für die veränderte Wertschöpfungskette:
Die Anforderungen an Intralogistik-Lösungen sind heute sehr vielfältig. Doch um preislich attraktiv zu sein, muss man modular denken. Man kann nicht jedes Projekt von Grund auf neu entwickeln
Sehr praxisorientiert war der Vortrag über die Lithium-Ionen-Technologie von Frank Bergmann, Produktmanager für Gegengewichtsstapler bei Linde.
Die zahlreichen, vor allem wirtschaftlichen Vorteile dieser neuen Energiespeicher im Vergleich zu Blei-Säure-Batterien überzeugten auch die Unternehmen Reinert, Feintool und Nora. Vertreter dieser Firmen teilten im Anschluss ihre Erfahrungen mit der neuen Batterietechnik aus der Praxis.
Wie sicher die Logistik in Zukunft sein kann, interessierte besonders viele Besucher. Zusammen mit Dr.-Ing. Andreas Lewandowski, Geschäftsführer des Start-up Comnovo, stellte Alexandra Mertel, Processmanager Linde robotics & Load Train Solutions bei Linde, neue Sicherheitssysteme vor. Das Besondere daran: Hier wird ganzheitlich gedacht, um Arbeitsunfälle in der Intralogistik zu vermeiden. Im Zusammenspiel erhöhen Technologien wie Zugangskontrolle am Fahrzeug, Kollisionswarnung zwischen Staplern und Personen, die automatisierte Ansteuerung von Anlagen wie Rolltoren sowie die automatische Geschwindigkeitsreduzierung, beispielsweise bei der Einfahrt in Hallen, die Sicherheit im Betriebsverkehr.
Was mich bis begeistert, ist die Modularität der Produktplattform. So können wir individuell auf die Anforderungen unserer Kunden zugeschnittene Sicherheitslösungen entwickeln
Comnovo ist seit Mitte 2017 ein Tochterunternehmen von Linde Material Handling. Das Start-up ist Ausgründung der TU Dortmund und bietet zahlreiche Sicherheitsassistenzsysteme für Industriefahrzeuge an.
Anschließend sprach Prof. Dr. Christian Kille von der Hochschule Würzburg-Schweinfurt darüber, wie die Zukunft der Logistik gemessen wird.
Die besondere Herausforderung beim Blick in die Zukunft ist, wie die Logistik als eigenständiger Wirtschaftsbereich abgegrenzt werden kann. Im Rahmen der Initiative zur Bewertung der Entwicklung der Logistik in Deutschland prognostiziert er ein Wachstum von 1,9 Prozent für die Logistikbranche in Deutschland.
Wenn Logistik aber dynamischer wird – und dabei trotzdem sicher sowie zuverlässig bleiben soll, steigt der Druck auf Entscheider im Sinne der Wirtschaftlichkeit ihrer Unternehmen.
Diesen Druck thematisierte Urs Meier, ehemaliger FIFA-Schiedsrichter und ZDF-Kommentator, in seiner Keynote. Während 30 Minuten erklärte der „zweitbeste Schiedsrichter der Welt“, welche Rollen Gefühl, Verstand und Erfahrung bei Entscheidungen spielen und wie man lernt, die Angst vor schwierigen Entscheidungen zu überwinden.
Eine Podiumsdiskussion am Ende vereinte alle Referenten vom Nachmittag. Hier gingen die Teilnehmer nochmals auf die Digitalisierung ein. Diese sei für Linde eine große Chance Mehrwerte zu schaffen, sowohl für die Kunden als auch für das eigene Unternehmen. Im Vergleich habe sich die Digitalisierung zum Beispiel in der Druckindustrie sehr disruptiv ausgewirkt, erklärte Andreas Krinninger. Doch um das Potenzial neuer Technologien – auch in der Automatisierung – ausschöpfen zu können, müssten die Unternehmen verstärkt Partnerschaften eingehen und zudem risikobereiter sein.
Wichtig sei aber immer der übergreifende Blick auf die Anforderungen der Kunden, ergänzte Intralogistik-Experte Markus Schmermund. Nur so könne man ganzheitliche Lösungen bereitstellen, die gut mit anderen Geschäftsprozessen im Unternehmen integriert sind. Professor Kille dagegen warnte davor, die Fähigkeiten derzeitiger digitaler Systeme nicht zu überschätzen. Zwar sei das Potential groß, die Herausforderung sei aber, die tatsächlichen Möglichkeiten zu erkennen und nutzbar zu machen.
Als Fachforum bietet Linde seit 2011 das Material Handling Symposium für Geschäftsführer und Logistikverantwortliche zum Austausch und Netzwerken an. Teilnehmer aus allen Branchen sind vor Ort, sowohl aus dem Mittelstand als auch von großen Unternehmen.